Experten antworten: Heute mit Ing. Walter Wagner

OPEV Vizepräsident Ing. Walter Wagner
OPEV Vizepräsident Ing. Walter Wagner

Der Vizepräsident des Österreichischen Innovatoren-, Patentinhaber- und Erfinderverbandes Ing. Walter Wagner beschreibt neben seinen eigenen erfinderischen Tätigkeiten u.a. Tipps für Erfinder, und gibt zudem einen Einblick in seine Tätigkeit als OPEV-Ansprechpartner.

Land-der-Erfinder.at: Herr Wagner, wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Solarbetriebene, drehbare Litfaßsäule zu entwickeln?

Herr Wagner: Das bewegte Plakate mehr Aufmerksamkeit erzielen ist eine Tatsache. Es war daher naheliegend eine Säule selbstdrehend zu gestalten. Nachdem die Standorte von Litfaßsäulen selbst im urbanen Bereich nicht ohne hohe Kosten mit Strom zu versorgen sind, war eigentlich die Idee, es mit Photovoltaik zu realisieren, schon geboren. Geradezu mühelos war es, Außenwerbeunternehmen von der Zweckmäßigkeit einer rotierenden Litfaßsäule zu überzeugen.

Welches waren die größten Fehler in der Entwicklung Ihrer Idee und wie viel Zeit haben Sie tatsächlich investiert?

Die Forderung der Außenwerber eines unterbrechungsfreien Betriebes über 24 Stunden am Tag und das ganzjährig, machte eine genaue Analyse des Energiebedarfs notwendig. Daher war nach einem einjährigen Probebetrieb eine ständige Optimierung der eingesetzten Komponenten notwendig. Überraschungen von schwer einschätzbaren Bedingungen, wie z.B. beim Wetter, stellten für uns immer wieder neue Herausforderungen dar. Lange Hochnebelphasen im Herbst, gefolgt von Schneefall, der die am Säulendach montierten Solarzellen lahmlegt, sind nur ein paar Beispiele für unerwartete Störungen. Dennoch, all diese Erfahrungen haben uns gestärkt, denn wir können für den Export in sonnenreicheren Ländern bereits heute neben der Drehbewegung auch schon eine Beleuchtung auf Photovoltaik-Basis anbieten.

Welchen Traum hatten Sie zu dem Zeitpunkt der Ideenentwicklung der Litfaßsäule? Welche Vision hatten Sie?

Es ist doch eigentlich immer so: Wenn ein Problem erkannt wird, ist der erste Schritt bereits gesetzt. Dann kommt es zur Umsetzung, und die ist dann pures Handwerk. Das wesentliche ist die Problemerkennung. Ein Gespür zu haben, welche Marketingstrategien und Maßnahmen gefragt sind, um es dann umzusetzen ist ein weiterer, wenngleich wichtiger Schritt. Visionen zu haben ist ja nichts anderes als sich auf Grund der gemachten Erfahrungen auch Zukünftiges vorstellen zu können. Die Visualisierung der Gedanken ist sehr hilfreich. Optimismus ist sicher angebracht, man sollte aber gleichzeitig nicht unvorbereitet sein, wenn sich Probleme einstellen.

Haben Sie einen Tipp für andere Erfinder?

Da gibt es viele Tipps, nicht alle sind aber generell anwendbar.

Der wesentlichste Tipp ist das Problem richtig zu erkennen und dankbar zu sein, dass ein Problem besteht. Sobald das Problem als solches erkannt wurde, sollte an deren Behebung gearbeitet werden. Wenn das Problem nicht als Problem erfasst wurde, wird es auch nie eine Veränderung geben.

Wie würden Sie Ihre Tätigkeit als Vizepräsident bei der OPEV beschreiben?

Wissensdefizite sind bei Start-Up-Erfindern groß. Ich möchte meine Erfahrung weitergeben, damit die immer wieder gemachten Fehler schlichtweg sich nicht wiederholen. Zu wissen, etwas Nützliches erfunden zu haben, und immer wieder auf Hindernisse stoßen, ist frustrierend. Meine Aufgabe sehe ich darin, diese Hindernisse von vornherein aus dem Weg zu räumen. All das hat mit Erfahrung zu tun, die ich einbringen kann.

Aus welchen Gründen stehen Sie der Erfindergruppe der OPEV beratend zur Seite?

Der OPEV bietet nicht nur patentrechtliche Unterstützung, sondern auch Hilfe bei allen kaufmännischen und rechtlichen Fragen für Start-Up-Erfinder an. Der OPEV ist eine Plattform, die auf der einen Seite die Ideen der Erfinder und auf der anderen Seite die Wünsche und Bedürfnisse der Wirtschaft miteinander verbindet.

Von der WKO wurde ein Artikel hinsichtlich der Anhebung der Forschungsquote bis auf 3 % des BIP herausgegeben. Wie notwendig ist diese Anhebung für Österreich und vor allem, was kann mehr getan werden, um die Forschungsquote zu erhöhen? Welche persönliche Erwartungshaltung haben Sie dazu?

Jede Anhebung der Forschungsquote ist sehr wichtig und zu begrüßen. Es sollte aber dabei nie vergessen werden, dass Erfinder anwendungsbezogen arbeiten. Damit meine ich ganz konkrete Lösungsansätze, die an Produkten des täglichen Bedarfs angewendet werden. Dabei spielt Forschung im herkömmlichen Sinn weniger eine Rolle. Nachdem in Österreich das wirtschaftliche Rückgrat die KMU’s sind, müssen wir vielmehr Augenmerk auf die tägliche Anwendbarkeit legen. Auch die haben sich die Forschungsgelder und die Unterstützung durch Förderungen verdient.

Welcher Weg sollte Ihrer Meinung nach eingeschlagen werden?

Indem denjenigen kreativen Menschen, die neue Produkte oder Technologien entwickeln, unbürokratisch unter die Arme gegriffen wird.

In welcher Form?

Es gibt zum Beispiel die Inkubatoren. Ein System, dass in Israel äußerst erfolgreich angewendet wird. Kurzfristig betrachtet ist das für den Staat ein Nullsummenspiel. Langfristig können Arbeitsplätze durch Innovationen geschaffen werden – der Staat ist damit aber immer unter den Gewinnern. Förderungen sind bei uns viel zu oft an Bedingungen geknüpft, die gerade Erfinder in der Beginn Phase nicht erfüllen können.

Inkubatoren wie die Inits gibt es in Österreich doch auch?

Natürlich, und sie leisten wertvolle Arbeit. Ob aber jeder Erfinder oder Erfinderin wohlwollend aus dem außeruniversitären Bereich aufgenommen wird, möchte ich bezweifeln. Ich denke da immer an Frau Mellitta Bentz, jener einfachen Hausfrau aus Dresden, die den nach ihrem Namen benannten Kaffeefilter erfunden hat. Nehmen wir mal an, es gäbe in der heutigen Zeit noch keinen Kaffeefilter aus Papier, und die gute Frau würde um Förderungen bei den staatlichen Stellen für ihre Erfindung bitten. Ob sie da auch wirklich Erfolg gehabt hätte?

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