Gerade im Hinblick diverser Amokläufe an einigen Schulen in den USA wird verständlicherweise der Ruf nach schärferen Waffengesetzen lauter. Meist in einem Zuge werden mitunter auch Computerspiele angeprangert. Das intensive Spielen speziell von Shooter-Games, so meinen zumindest manche, fördert aggressives Verhalten und reduziert Hemmschwellen.
Zu diesem Thema existieren kontroverse Meinungen – nun gibt es im Zusammenhang von Computerspielen zumindest eine bestätigte Wirkung, deren positiver Effekt in einem wohl zunächst unvermuteten Feld zum Einsatz kommt.
Manuel Sprung, Psychologe am Insitut für Klinische, Psychologische und Differentielle Psychologie an der Universität Wien, verfolgt in seiner Forschung einen auf den ersten Blick doch sehr ungewöhnlichen Ansatz in der Behandlung von Kindern mit psychischen Problemen. Er setzt nämlich auf Computerspiele, im genauen auf spezielle „Games4Resilience“ (Spiele für Widerstandsfähigkeit), welche derart ausgelegt sind, dass sie gewisse Fähigkeiten aufbauen und bestärken, die Kindern beim Umgang mit oder/und in der Vorbeugung vor psychischen Belastungen zu Gute kommen. Obwohl Sprung erklärt, dass in der konventionellen Behandlung einige Fortschritte erzielt werden konnten, befinden sich tatsächlich nur wenige betroffene Kinder in Behandlung – nämlich erst dann, wenn auffälliges Verhalten von Problemen zeugt. Sehr oft werden jedoch Probleme nach innen gerichtet und bleiben damit häufig unerkannt. Außerdem wird eine Behandlung in vielen Fällen zurückgewiesen. Zu groß ist die Angst vor einer Stigmatisierung.
Mit dem Ansatz spezielle Computerspiele in die Behandlung einzubeziehen, ist es Sprung gelungen, Kinder vermehrt zu einer Behandlung zu motivieren. Inzwischen hat Sprung mit seinem Team bereits zwei Computerspiele entwickelt, „die grundlegende Fähigkeiten fördern sollen, die auch Grundvoraussetzungen für die Teilnahme an einer Therapie sind“, erklärt der Wissenschafter. Der Aufbau von Selbst- und Aufmerksamkeitskontrolle wie auch planerischem Denken steht im Fokus des ersten Spieles. Im zweiten Spiel wiederum schlüpfen die Kinder in die Rolle eines Detektivs, der Zeugen befragt. Auf spielerische Weise wird so das Erkennen von Intentionen und Emotionen des virtuellen Gegenübers gefördert.
In einem weiteren Schritt sollen im Rahmen des „Games4Resilience Labs“ Spiele entwickelt werden, die ganz konkrete Probleme in Angriff nehmen. Mithilfe dieser Computerspiele werden, so erhofft sich Sprung, schließlich gezielt Fähigkeit bestärkt, die Kinder vor psychischen Problemen schützen. Im Gegensatz zum Psychologen, der seinen Patienten nur begrenzte Zeit zur Verfügung stellen kann, kann auf Computerspiele zeitunabhängig zugegriffen werden. Trotzdem werden die Spiele nur einen gewissen Schritt im Behandlungsprozess darstellen. „In vielen Fällen können es die Spiele vielleicht alleine richten, in schweren Fällen aber nicht“, erklärt Sprung. Die Freude am Spielen mit in die Behandlung einzubeziehen ist ein gelungener Schritt, von dem Kinder (in Zukunft) profitieren.
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