Die Erfindung der (Plakat-)Werbung

Reklame begegnet uns heuer überall – ob im Fernsehen, auf der Straße oder auf Alltagsgegenständen wie Lebensmittelverpackungen oder Pflegeprodukten. Ohne sie kommt kaum ein Unternehmen aus. Einen einzelnen Erfinder dieses so mächtigen Marketing- und Erfolgsinstrumentes gibt es nicht. Die Entstehungsgeschichte der einzelnen Formen ist jedoch höchst interessant.

Ausrufer waren die ersten

Bereits 4000 Jahre vor Christus gab es sogenannte Ausrufer, die in der Öffentlichkeit – meist auf dafür vorgesehenen Plätzen – staatliche oder private Angelegenheiten ankündigten. Auch die Ankunft von Händlern wurde über solche Ausrufer bekannt gegeben. Im alten Rom, circa 2000 vor Christus, nutzte man weiße Holztafeln für Bekanntmachungen. Sie werden von vielen Experten als erste Vorläufer des Plakates angesehen. Semitische Händler schrieben sogar ihre Produktangebote auf alte Steintafeln und verfolgten damit eine einfache, aber wirkungsvolle Maßnahme zur Absatzförderung.

Mit dem Untergang des Römischen Reiches ging die Nutzung von Tafeln als Reklame jedoch für lange Zeit verloren. Mit der Erfindung des Papiers im Jahr 105 nach Christus, als dessen Erfinder der Chinese Ts’ai Lun gilt, änderte sich das allmählich. Es dauerte jedoch bis ins 14. Jahrhundert hinein, bis sich die Textwerbung wieder etabliert hatte. Von nun an war es recht gewöhnlich, dass Händler, Wirte oder Handwerker ihre Dienstleistungen und Waren auf Schildern anpriesen. Als um 1450 der Deutsche Johannes Gutenberg den Buchdruck erfand, wurde ein vollkommen neuer Weg für Werbung eröffnet.

Im 17. Jahrhundert machten sich Neudenker daran, den Buchdruck für eine Tageszeitung zu nutzen. Die erste Tageszeitung der Welt erschien 1650 in Leipzig. Nach und nach wurden hierin auch Werbeanzeigen veröffentlicht. Schnell etablierten sich spezielle Werbezeitungen, sogenannte Intelligenzkomptoirs, in die Händler gegen eine Bezahlung ihre Produkte und Dienstleistungen eintragen lassen konnten. Die Werbezeitungen wurden vom Staat kontrolliert und bescherten diesem gute Einnahmen. Mit der Erfindung der Lithografie Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Plakattechnik revolutioniert und das Drucken vieler Plakate war fortan möglich. Nachdem 1846 Siebdrucke auf den Markt gekommen waren, gab es bald auch die ersten farbigen Werbedrucke.

Professionelle Werbung und Massenkultur

Durch die industrielle Revolution Anfang des 19. Jahrhunderts veränderte sich die Gesellschaft zunehmend – die Massenkultur war geboren. Auch die Art der Werbung änderte sich. Ab den 1870er-Jahren erlebte die werbende Branche einen großen Boom, denn man begann, nicht mehr reine Produkthinweise zu veröffentlichen, sondern nutzte einen marktschreierischen Ton. Zudem begann man, bestimmte Gesellschaftsschichten gezielt anzusprechen – die Basis des heutigen Prinzips der Zielgruppenwerbung – und gelangte damit zu großem Erfolg.

Im 20. Jahrhundert begann die Werbebranche, Berufsausbildungen anzubieten. Leute vom Fach wurden immer professioneller und kreativer. Schon bald mischte man wissenschaftliche Erkenntnisse und künstlerische Aspekte zu einem professionellen Reklamekonstrukt. Man lernte, nicht nur die Bedürfnisse der Menschen anzusprechen, sondern auch, mittels Reklame neue Wünsche zu schüren. 1915 erforschte die erste Universität in Köln den Nutzen von Werbung und kam zu der Erkenntnis, dass schon kleine Maßnahmen erfolgversprechend sein können. In den kommenden Jahrzehnten wurden Werbeplakate in vielen Formen und an den unterschiedlichsten Orten platziert. Von der Litfaßsäule bis hin zu flexiblen Roll-Ups, besonders effektiven Hinguckern, die heuer in verschiedenen Designs zu haben sind, gab es kaum mehr Grenzen für Reklame.

Mit der Erfindung des Fernsehers änderte sich die Werbung noch einmal drastisch, denn TV war fortan das wichtigste Werbemedium der Zeit. Heuer ist es das Internet, das diese Position für sich beansprucht. Reklame auf Webseiten oder in den Ergebnissen der Suchmaschinen ist eine vollkommen neue Form, die mit den ursprünglichen Plakaten oder Roll-Up-Bannern kaum mehr etwas zu tun hat.

Bildrechte: Flickr Werbetafel Thomas Kohler CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten

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