Wie würde der Alltag heute aussehen, wenn das Automobil nicht erfunden worden wäre? Im 13. Jahrhundert, lange bevor es Autos gab, in einer Zeit, in der Fahrzeuge noch von Tieren gezogen wurden, prognostizierte der englische Philosoph Roger Bacon, dass es eines Tages einen Karren geben wird, der sich bewegt, ohne geschoben oder gezogen zu werden. Und er lag richtig. Gut 600 Jahre später, genauer gesagt 1886, ließ der deutsche Erfinder Carl Benz sein „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ patentieren. Nur 8 Jahre später produzierte er Automobile in Serie. Benz gilt als Erfinder des Automobils, jedoch war er nicht der einzige, der eines gebaut hatte. Einige Zeit lang glaubte man sogar, dass der Wahl-Wiener Siegfried Marcus der offizielle Erfinder des Automobils war.
Viele Denker – ähnliche Erfindungen
Wie die meisten Erfindungen in der Geschichte, ist auch das Automobil kein Werk eines einzelnen. Fahrzeuge, wie man sie heute kennt, sind das Resultat vieler verschiedener Ideen, die sich im Verlauf von vielen Jahrzehnten durchgesetzt hatten. Zunächst ist die Erfindung des Rades um circa 4000 v.Chr., die in mehreren Kulturen gleichzeitig stattfand, die Basis des heute so dominanten Fortbewegungsmittels. Später galten für lange Zeit Karren, die von Tieren oder Menschen gezogen wurden, als das Maß aller Dinge. Man geht davon aus, dass diese Wagen ihren Ursprung in Mitteleuropa östlich der Alpen haben. Dass ein Österreicher den Anstoß dazu gab, ist demnach nicht auszuschließen.
Im Zuge der Industrialisierung, die Mitte des 18. Jahrhunderts eingesetzt hatte, wurden zahlreiche Maschinen entworfen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war nun das mit Wasserdampf betriebene Auto ein zukunftsträchtiges Objekt. Doch keine Erfindung existiert ohne Ideengeber. Der in Steyr geborene Begründer des wissenschaftlichen Maschinenbaus, Ferdinand Redtenbacher, lehrte vielen klugen Köpfen die Verknüpfung von Systematik und Theorie mit der Praxis. Zu seinen Absolventen zählen die größten Namen der Autogeschichte, darunter Emil Skoda, Carl Benz und Eugen Langen, der Partner von Nikolaus August Otto. Nikolaus Otto erfand 1862 den Viertaktmotor, der das moderne Auto überhaupt erst ermöglichte. Zur gleichen Zeit experimentierte aber auch Siegfried Marcus an einem Zweitaktmotor.
Siegfried Marcus falsch datiert?
Einige Zeit galt Siegfried Marcus als Erfinder des modernen Fahrzeugs. Grund dafür war eine falsche Datierung seines Wagens. 1870 machte er in Wien Fahrversuche mit einem direkt wirkenden, verdichtungslosen Zweitaktmotor, der auf einen Handwagen montiert wurde. Unbestritten ist die Tatsache, dass der Österreicher damit der erste war, der mit einem benzinbetriebenen Wagen fuhr. Allerdings meldete er kein Patent an und galt auch bei anderen Entdeckungen als eigenbrötlerisch. Vermutlich, weil er seine Erfindungen erst perfektionieren wollte, bevor er sie der Welt präsentierte. 1888 ließ er einen benzinbetriebenen Viertaktmotor-Wagen bauen, der in der Basis alle Bestandteile des modernen Automobils besaß. Fälschlicherweise wurde dieser sogenannte Marcus-Wagen 2 auf das Jahr 1875 datiert. Marcus wäre damit einige Jahre vor Carl Benz, der 1886 den Motorwagen patentieren ließ, offiziell der Erfinder des Automobils gewesen. Historische Unterlagen belegen jedoch, dass der Motor des Marcus-Wagens erst 1888 fertig gestellt wurde. Carl Benz wird deshalb als offizieller Erfinder des Automobils geführt.
Auch später bedeutende Neuerungen
Bis heute gibt es zahlreiche Weiterentwicklungen des Automobils. So wurde beispielsweise 1934 die Kugelkopfkupplung patentiert. Von der fest montierten bis zur schwenkbaren oder abnehmbaren Kupplung gibt es verschiedenste Varianten. Die Anhängerkupplung gehörte lange Zeit zur Grundausstattung jedes Wagens. Neuerdings gehört sie aus Designgründen nicht mehr unbedingt ab Werk dazu, kann aber mühelos im spezialisierten Onlinehandel gekauft und nachgerüstet werden.
Erfinder der Anhängerkupplung ist der deutsche Hersteller Westfalia, der mit der Kupplung weltweit berühmt wurde. Auch der Airbag kommt aus Deutschland. Er wurde 1951 von Walter Linderer in München patentiert. Probleme bei der Druckerzeugung und andere Mängel bremsten jedoch den Siegeszug des Airbags. Erst als der US-amerikanische Präsident Johnson 1969 ein Gesetz für einen automatischen Insassenschutz im Wagen formulierte, begann die Autoindustrie am Fine tuning des Airbags. Diese zwei Beispiele zeigen, dass die Geschichte des Automobils noch nicht abgeschlossen ist und auch in Zukunft womöglich weitere einflussreiche Entwicklungen folgen werden.
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