Biosprit 2.0 – Treibstoff aus Abfällen

Hier liegt potentieller Treibstoff, Quelle: www.standard.at bzw. foto: ap/frank hormann

Zum Thema Biosprit existieren begründeter Weise relativ kontroverse Meinungen. Begrüßen die einen den Schritt weg vom Erdöl in Richtung nachwachsender Ressourcen, geben die anderen zu bedenken, dass für Biosprit wertvolle Anbauflächen für Lebensmittel zugunsten des Treibstoffes „zweckentfremdet“ werden.

Grazer und Wiener Biotechnologen arbeiten im Rahmen eines Forschungsprojektes des acib – Austrian Centre of Industrial Biotechnology – mit Industriepartnern an der Lösung dieses Dilemmas. Grundsätzlich geht es um Methoden, die landwirtschaftliche Abfälle und auch Stroh als Basis für Biotreibstoff heranziehen.

Für diesen ethisch unbedenklichen Biotreibstoff kommen spezielle Enzyme, sogenannte Cellulasen, zum Einsatz. Diese sind imstande Holz bzw. Cellulose und Hemicellulose zu kleinen Zuckermolekülen zu zersetzen. Anton Glieder, der wissenschaftliche Leiter des acib, erklärt: „Die langen Celluloseketten werden durch die Enzyme transportiert. Dabei spaltet das Enzym kleine Zuckermoleküle von der vergleichsweise riesigen Cellulosekette ab, bis die ganze Cellulose zu Zucker gespalten wurde.“ Besonders geeignet haben sich Enzyme des Pilzes Trichoderma reesei erwiesen, die inzwischen bereits im Zuge des steirisches Projekts „Macrofun“ noch weiter verbessert werden, um sie noch robuster zu machen.

Ganz so simpel erweist sich der gesamte Prozess natürlich dann auch nicht. Zunächst müssen die Pflanzenreste nämlich entsprechend aufbereitet werden, um die Cellulosen zugänglich zu machen, die im nächsten Schritt von den Cellulasen zu Zuckermolekülen umgewandelt werden. Durch den Zusatz von Hefen wird schließlich Bioethanol gewonnen, aus welchem schließlich der Biosprit gewonnen wird. Das große Plus dieser neuen Methode ist natürlich, dass aus Abfällen Biosprit gewonnen wird, wertvolle Anbauflächen weiterhin Lebensmitteln vorbehalten bleiben und letztlich die Klimabilanz im Vergleich zu derzeitigen Biospritgewinnungsmethoden deutlich besser ausfällt. In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden, dass in Europa jährlich etwa 400 Millionen Tonnen Weizenstroh anfallen. Etwa ein Drittel bleibt für eine entsprechende Bodenregeneration am Feld, während der Rest ohne weiteres sinnvoll zur Gewinnung von Biosprit verwendet werden könnte.

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